„Verurteile niemals die Anderen und auch nicht
dich selbst! Aber, deine eigene Doofheit (Unbewusstheit) solltest du so schnell
wie möglich erkennen. (Lesen-Wissen-Erkenntnisse) Und wenn du deine eigene
Doofheit (Unbewusstheit) erkannt hast, hast du auch die anderen Idioten
erkannt. Die Selbsterkenntnis läßt Grüßen! Und das verschlossene Bewusstsein
gibt es noch gratis bei der Geburt dazu.“ Cord Weger
Wo unsere Justiz versagt: Weshalb klagen Staatsanwälte
gefährliche Körperverletzung, bei der ein Messer verwendet wurde, mit völlig
unzureichendem Strafmaß an? Warum scheuen Richter harte Strafen? Mitunter in
einem dramatischen Fall, bei dem ein Vater seine Tochter viele Hundert Mal
missbrauchte. Braucht es hingegen mildere Strafen bei vergleichsweise
belanglosen Delikten wie manchem Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz?
Nachdem Richter Thorsten Schleif in »Urteil: ungerecht« erläuterte, inwiefern
skandalöse Urteile durch systemimmanente Schwächen des Justizsystems bedingt
sind, zeigt er nun anhand von 16 brisanten Fällen die ganze Bandbreite von
Justizversagen in Deutschland auf. Seine spannenden Geschichten machen
deutlich: Das Versagen ist noch sehr viel größer als gedacht!
Urteil: ungerecht: Kaum ein Tag vergeht, ohne dass deutsche Gerichte skandalös anmutende
Urteile fällen: Brutale Gewalttäter erhalten lächerlich milde Strafen, Wiederholungstäter
entgehen längst fälligen Haftbefehlen, weil die Verfahren viel zu lange dauern,
Freiheitsstrafen werden wieder und wieder zur Bewährung ausgesetzt. Das
Vertrauen in unsere Justiz schwindet.
Skandal-
und Fehlurteile sind kein Zufall, sondern systembedingt, sagt Richter Thorsten
Schleif. Unser Justizsystem versagt bereits lange vor den eigentlichen
Verfahren, bei der Ausbildung und Auswahl seiner Richter.
Anhand
zahlreicher zum Teil erschreckender Beispiele beschreibt Schleif, wie in
Deutschland Richter herangezogen werden, die den Herausforderungen ihres Berufs
und unserer Gesellschaft nicht mehr gewachsen sind. Der Zusammenbruch des
Rechtsstaates hat bereits begonnen – kann er noch abgewendet werden?
"Wenn Deutschland
so scheiße ist, warum sind Sie dann hier?": Eigentlich ist Stephan Zantke bloß ein einfacher Strafrichter in
Zwickau. Doch Ende 2017 machte er europaweit Schlagzeilen. Vor seinem Gericht
stand ein libyscher Flüchtling. Die Liste schwerwiegender Vorwürfe gegen ihn
war lang. Als der Angeklagte über „Scheißdeutschland“ schimpfte, fragte Zantke:
„Wenn es bei uns so scheiße ist, warum sind Sie dann hier?“ Der Satz machte
Karriere. Dass die medialen Reaktionen so heftig ausfielen, zeigt, dass Zantke
einen Nerv getroffen hatte. Die Frage war ein Ausdruck seines angestauten
Ärgers angesichts einer Vielzahl von Kriminellen, die nach und nach den Respekt
vor der Justiz und dem Staat verlieren.
In diesem
Buch berichtet Zantke von seinen drastischsten Fällen. Von einem 14-jährigen
Jungen, der es schaffte, eine ganze Ortschaft in Angst zu versetzen. Von einer
Bande, die sich darauf spezialisierte, Rentner zu überfallen. Zantke gibt
Einblicke in deutsche Parallelwelten und kriminelle Milieus. Er zeigt, wie nah
uns das Verbrechen eigentlich ist. Und wie machtlos der Staat oftmals bleibt.
Der Richter wirft einen schonungslosen Blick auf eine überforderte Justiz und
Kriminelle, die sich die Schwäche des Staates zunutze machen. Eine nachdenklich
stimmende Analyse. Und ein Plädoyer für ein überfälliges Umdenken.